1. Erstellt durch
Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
2. Beschreibung
Das Institut für Arbeitsschutz der Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat das Spaltenmodell entwickelt, um der Industrie ein praktisches Instrument zur Identifizierung von Alternativen zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um eine einfache Methode für einen vorläufigen Vergleich von Risiken unterschiedlicher Stoffe und Produkte anhand dessen eine erste, schnelle Entscheidung über die Möglichkeit einer Substitution getroffen werden kann.
Das Modell basiert auf 6 Spalten, in denen die folgenden Charakteristika zu beschreiben sind:
- Akute Gesundheitsgefahren,
- Chronische Gesundheitsgefahren,
- Feuer- und Explosionsgefahren,
- Umweltgefahren,
- Expositionspotenzial,
- prozessbedingte Gefahren.
Die Spalten sind in Zellen / Kästchen unterteilt, die Kriterien zur Abschätzung des Risikoniveaus basierend auf H-Sätzen (R-Sätzen in der älteren Version), der physikalischen Form des Stoffes, des Dampfdrucks, der Wassergefährdungsklasse und dem Prozesstyp (offen, händisch, etc.) enthalten. Die Zellen / Kästchen entsprechen bestimmten Risikoniveaus, die von "zu vernachlässigen" bis "sehr hoch" reichen.
Der Nutzer kann das Risikoniveau des verwendeten Stoffes mit den Risikoniveaus der Alternativen vergleichen, indem er auch ihnen die entsprechenden Kästchen der Tabelle zuweist.
Die in die Spalten des Modells einzutragende Information kann entweder dem Sicherheitsdatenblatt entnommen werde oder leitet sich direkt von dem Prozess, in dem die Chemikalien eingesetzt wird, ab.
Anhand der Spalten werden Gemische und Stoffe miteinander bezüglich ihres Risikoniveaus verglichen. Die akuten und chronischen Gesundheitsgefahren müssen gemeinsam betrachtet werden: Produkte werden nur in Bezug auf ähnliche Gefährlichkeit bewertet. Die Bedingungen der Verwendung von Produkten müssen berücksichtigt werden. Die Produkte mit den geringsten Risikoniveaus sind die zu bevorzugenden Substitute.
Eine Alternative wird in den seltensten Fällen für alle Endpunkte die niedrigsten Werte haben. Daher müssen die Nutzer ihre eigenen Kriterien entwickeln, um zu entscheiden welche Alternative sie bevorzugen wollen. Sie müssen festlegen, welche möglichen Gefahren für die Arbeitsplätze, an denen das Produkt verwendet wird, besonders wichtig sind und berücksichtigen, welche Möglichkeiten das Unternehmen hat, die Risiken zu kontrollieren und mit verschiedenen Gefahren umzugehen.
Wenn ein alternativer Stoff zum Beispiel eine geringere Toxizität hat, als das verwendete Produkt aber die Umweltgefahren höher sind, muss der Nutzer entscheiden ob die Verwendungsbedingungen im Unternehmen die Kontrolle der Umweltgefahren erlaubt oder nicht, um diese Alternative auswählen zu können.
Das Spaltenmodell beinhaltet auch Kriterien zur Bewertung der Gefährlichkeit, wenn entsprechende Informationen über die Toxizität fehlen. Die Methode empfiehlt Stoffe, für die Informationen über die Hautgefährdungen, die Toxizität sowie die Mutagenität und allergene Wirkungen fehlen, nicht als Substitute auszuwählen.
3. Verlässlichkeit
Die wichtigste Informationsquelle für diese Methode sind Sicherheitsdatenblätter. In verschiedenen, europaweit durchgeführten Studien wurden relevante Defizite in Sicherheitsdatenblättern identifiziert, die insbesondere im Bereich der Einstufung liegen. Es ist daher ratsam, die den Stoffen zugewiesenen Einstufungen anhand zusätzlicher Quellen (z. B. ECHA Stoffdatenbank, GESTIS Stoffdatenbank) zu überprüfen. Die Umsetzung der Europäischen Chemikalienverordnung (REACH) hat die Menge und Qualität der Informationen über Stoffe verbessert.
4. Anwendbarkeit
Die Anwendbarkeit ist auf den Vergleich eines Produktes mit einem anderen in einzelnen Substitutionsfällen beschränkt. Es ist nicht möglich Produkte mit alternativen Verfahren oder Technologien zu vergleichen. Die Methode richtet sich an KMU und Nutzer, die keine speziellen Vorkenntnisse haben. Es berücksichtigt chemische Gefahren, Expositionsparameter und Risiken.
5. Nutzerfreundlichkeit
Das Modell ist einfach zu benutzen und kann ohne tiefergehende Expertise angewendet werden, wenn Sicherheitsdatenblätter vorliegen.
6. Einschränkungen
Die Methode basiert auf der Einstufung von Stoffen. Diese ist für alle Stoffe, die in der EU auf den Markt gebracht werden, vorgeschrieben. In Sicherheitsdatenblättern ist allerdings oft nicht erkennbar, warum eine Einstufung NICHT vorgenommen wurde (z. B. aufgrund fehlender Daten oder nicht schlüssiger Daten oder aufgrund von Daten, welche belegen, dass keine Gefahr besteht?). In diesen Fällen sollte geprüft werden, ob ein Stoff in anderen Quellen (z. B. ECHA Stoffdatenbank) eingestuft ist.
Der wichtigste Vorteil dieser Methode ist ihre einfache Anwendbarkeit für nicht-professionelle Nutzer sowie die Möglichkeit, Substitute und Alternativen schnell zu bewerten.
7. Verfügbarkeit
Die Methode (Deutsch und Englisch) kann kostenfrei von der Website des IFA heruntergeladen werden.